Der 1000-jährige Junge

Ross Welford war mir ja schon ein Begriff: Mit seinen ersten beiden Kinderbüchern „Zeitreise mit Hamster“ und „Was du niemals tun solltest, wenn du unsichtbar bist“ und seiner wunderbaren Schreibe hat er mich ja damals schon sehr eingenommen. Als ich auf der Buchmesse von Tomas Rensing vom Coppenrath Verlag erfuhr, dass es ein neues Buch mit dem Titel „Der 1000-jährige Junge“ geben wird, war ich schier hin und weg. Und als ich den Klappentext in der Pressemitteilung gelesen habe, wusste ich, dieses Buch musste ich einfach lesen. Gesagt getan.

Der erste Satz:

„Mam und ich saßen auf einem flachen Felsen und schauten hinüber zur Flussmündung, wo sich die Rauchschwaden aus dem Dorf mit den tief hängenden Wolken vermischten.“ (Gelesen auf Seite 9)

Der Hauptprotagonist in Ross Welfords neuem Buch ist Alfie Monk. Alfie ist kein gewöhnlicher Junge. Er sieht zwar aus wie elf Jahre, ist aber in Wirklichkeit schon über 1000 Jahre. Unvorstellbar, denkt ihr jetzt? Ja, mir ging es beim Lesen auch so, ich habe mir vorgestellt, dass mein Sohn, der ja auch elf Jahre alt ist, eines Tages einen neuen Junge mit nach Hause bringt, der Alfie heißt und aussieht wie elf. Doch vom Gefühl her älter, reifer, weiser wirkt. Ein fantastische Vorstellung ;-).

„Als ich aufgehört habe zu altern, hatten die Wikinger ihre Besetzen vom Nordosten Englands schon so gut wie abgeschlossen.“ (Gelesen auf Seite 16)

Alfie hat schon die Winkinger gesehen und sogar Charles Dickens persönlich getroffen (er hat sogar signierte Originalausgaben von ihm) … Alfie lebt zusammen mit seiner Mutter, die ebenfalls eine Nimmertote ist (keine unsterbliche Person, Nimmertote können sterben, sind aber alterslos) … Auch seine Katze Biffa ist so alt. Die drei leben zusammen in einem alten, kleinen Haus im Wald. Sie wären sicher weiterhin nicht aufgefallen, wenn nicht das Haus plötzlich Feuer gefangen hätte und Alfies Mutter dabei ums Leben gekommen wäre.  Und so landet der 1000-jährige Junge in einem Kinderheim und es wird täglich schwerer, sein Geheimnis für sich zu behalten. Wem kann er vertrauen? Alfie hat die Nase voll vom Nimmertotsein und möchte endlich normal altern. Doch das geht nur mit einer bestimmten Sache. Er hat das große Glück, zwei neue Freunde zu treffen und gemeinsam mit Aidan und Roxy möchte er sein Vorhaben umsetzen.

Köstlich die Szene, in der Alfie in der Ausstellung „Abenteuer Angelsachsen“ seine Kommentare zu den Aufbauten und zur Gestaltung abgibt und wo die Klasse von einem verkleideten Mann begrüßt wird:

„Sag junger Mann, was stört dich? Warum glaubst du nicht, dass ich ein echter angelsächsischer Bauer bin?“ Ohne zu zögern, antwortete Alfie: „Sie sind viel zu sauber.“  (Gelesen auf Seite 228)

Auch mit seinem Buch ist Ross Welford einmal mehr ein zauberhaftes Kinderbuch gelungen. Ich habe das Lesen richtig genossen, auch wenn mir „Zeitreise mit Hamster“ einen Tick besser gefallen hat, so fand ich die Idee des Buches grandios. Wie in seinen anderen beiden Büchern finden sich auch in seinem neusten Wurf fantastische Elemente … ich bin gespannt, welche Thematik er in seinem nächsten Buch aufgreifen wird, denn die Themen Zeitreise, Unsichtbarkeit und Unsterblichkeit sind ja nun abgedeckt. Ich liebe seine Art des Schreibens, denn egal wie abstrus gewisse Dinge und Themen auch sein mögen, Ross Wellford gibt mir beim Lesen das Gefühl, dass alles möglich ist, wenn wir es uns nur vorstellen können. Realität und Fiktion verschmelzen zu wunderbaren Geschichten, die mich als Leserin herrlich mit auf eine wundersame Reise genommen haben.

In meinen Augen ist Ross Welford auch mit seinem neuen Werk erneut ein wundervolles Kinderbuch gelungen. Im Vergleich zu seinen beiden vorherigen Büchern empfinde ich es als ein wenig schwächer, aber ich mag die Art, wie der Autor schreibt und habe richtig schöne Lesestunden mit dem Buch verbracht. Richtig zum Dahinschmelzen fand ich die Freundschaft Alfies mit Aidan und Roxy (ein toller Mädchen-Charakter!). In der Geschichte, die einige tiefe Momente hat,  geht es um Freundschaft, Zusammenhalten, füreinander da sein, miteinander Zeit zu verbringen und sich gegenseitig zu unterstützen. Zudem hat mir das Buch hinsichtlich ewigen Leben zu sehr vielen nachdenklichen Momenten verholfen – über das Leben und den Tod an sich. Möchte ich über 1000 Jahre lang leben? Ich denke nein, einige hundert Jahre ja, aber irgendwann wäre mir das auch zu lange … Oder was meint ihr?

Das Buch ist spannend, an keiner Stelle langweilig und Ross Welford schreibt gewohnt lebendig und unterhaltsam. Durch die abwechselnd erzählte Ich-Perspektive von Aidan und Alfie ist die Geschichte sehr abwechslungsreich und bietet dem Leser zwei Perspektiven. Die Geschichte ist abwechselnd aus der Sicht von Aidan und Alfie in der Ich-Perspektive erzählt, so kam eben keine Langeweile auf und man hatte beim Lesen immer das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein und die Geschichte auch aus zwei Perspektiven zu erleben.

Fazit:  „Der 1000-jährige Junge“ von  Ross Welford ist ein temporeiches, hinreißendes, wunderbar unterhaltsames, spannendes Kinderbuch, das eine famose Mischung aus Wirklichkeit und Fiktion bietet. Und natürlich kommt auch der britische Humor nicht zu kurz ;-)! Empfehlenswert für Mädchen und Jungen ab 10 Jahren und für alle, die gerne gute Kinderbücher lesen. Ich kann euch das Buch nur sehr ans Herz legen, es liest sich sehr schnell ;-)!

 

Inhalt: 

Der Wunsch nach ewigem Leben ist so alt wie die Menschheit – aber nach tausend Jahren muss es auch mal genug sein, findet Alfie Monk.
Die Wikinger in England? Alfie erinnert sich, als wäre es gestern gewesen. In den letzten tausend Jahren hat er als ewig Elfjähriger so einiges erlebt. Doch als seine Mutter, eine Nimmertote wie er, bei einem tragischen Unfall doch stirbt, muss er sein abgeschottetes Leben aufgeben und sich der modernen Welt stellen – inklusive Smartphones und Schulfieslingen.
Zum Glück kann er sich auf seine neuen Freunde Aidan und Roxy verlassen, denn die Mission, die nun auf ihn wartet, birgt jede Menge Abenteuer: Er muss einen Weg finden, sein ewiges Leben loszuwerden.

Über den Autor:

Ross Welford war Journalist und Fernsehproduzent, bevor er entschied, sich ganz und gar dem Schreiben zu widmen. Er lebt mit seiner Frau, seinen Kindern, einem Border Collie und einer Menge tropischer Fische in London.

Buchinformationen: 

  • Gebundene Ausgabe: 384 Seiten
  • Verlag: Coppenrath Verlag, erschienen am 14. Januar 2019
  • Preis: 16,00 Euro
  • ISBN-13: 978-3649630272
  • Originaltitel: The 1,000-Year-Old Boy
  • Vom Verlag empfohlenes Lese-Alter: 10 – 12 Jahre