Benedict Wells: Vom Ende der Einsamkeit

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Benedict Wells hat mit seinem neuen Buch “Vom Ende der Einsamkeit” ein sehr berührendes Buch geschrieben.

Wie gewohnt beim Diogenes Verlag ziert ein bekanntes Bild das Cover. Hier: „Jeanne Moreau and Francois Triffaut – The Bride Wore Black“ von Elizabeth Peyton. Alleine das ist schon Zeichen eines traurigen Buches, welche Braut trägt denn gerne schwarz?

Und so beginnt das Buch auch mit dem Erwachen des 41 Jahre alten Protagonisten Jules aus dem Koma nach einem Motorradunfall. Subtil zwischen den Zeilen liest sich eine mögliche Suizidabsicht.

Der Leser geht mit ihm in gedanklichen Rückblenden zunächst zu seiner unbeschwerten Kindheit mit seinen älteren Geschwistern Liz und Marty zurück. Diese endet jedoch sehr abrupt mit einem tödlichen Autounfall der Eltern.

Der erste Satz:

“Ich kenne den Tod schon lange, doch jetzt kennt der Tod auch mich.”

Die Kinder kommen in ein Internat und entfremden sich zusehends. Jules wird dort zum einsamen Außenseiter, der in einem Mädchen namens Alva seine beste Freundin fürs Leben findet. Jules, der vor dem schrecklichen Unfall ein sehr abenteuerlustiges Kind war, wird zunehmend schweigsamer und einsamer. Er fragt sich ständig, wie sein Leben verlaufen wäre, ohne dieses schreckliche Erlebnis des Verlustes seiner Eltern.

Jules beginnt nach seinem Abitur ein Jurastudium, obwohl er viel lieber Fotograf werden möchte.  Seine Unentschlossenheit spiegelt seine haltlosen Wurzeln aus Kindheitstage. ER wirkt wie ein ankerloses Schiff, dass immer auf der Suche nach neuem Halt, neuen Wurzeln ist, sie aber nie wirklich finden kann. Seine Schwester Liz schwebt immer am Abgrund, ihr Leben wird bestimmt durch Drogen, Alkohol und wechselnde Liebschaften.  Nur Marty gelingt es ein geregeltes Leben zu führen. Die Geschwister gehen völlig getrennte Wege, aber in Krisensituationen stehen sie füreinander ein. Benedikt Wells nimmt uns mit auf den Lebensweg der drei unterschiedlichen Geschwister, die das Trauma ihrer Kindheit nie richtig überwunden haben und läßt uns sehr intensiv teilhaben an den Nöten, Kummer und Hoffnungen der drei.  

Doch dann trifft Jules viele Jahre nach Beendigung der Schule seine Freundin Alva wieder … Und so beginnt für ihn die Reise in die Vergangenheit erneut …
Benedict Wells gelingt es meiner Meinung nach sehr gut sich in ein Kind hineinzuversetzen, dass nach dem Verlust der Eltern wieder ins Leben zurückfindet. Die im Buch bestimmenden Themen sind Trauer, Glück und Einsamkeit, was sehr zum Nachdenken anregt.  Es ist ein sehr melancholisches Buch voller intensiver Emotionen, die sehr zu Herzen gehen. Ein Buch, dass zu Tränen rührt, und doch so intensiv, klug und zauberhaft ist, dass man es dennoch gerne liest. Eine absolute Lese-Empfehlung von mir!

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Techniken der Psychotherapie

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Die Psychotherapie hat sich in den letzten Jahren sehr fortentwickelt, hin zu einer zunehmend methodenübergreifenden Perspektive. So können Therapeuten heute auf eine Vielzahl an Techniken zurückgreifen und diese in ihre eigene Therapiestrategie integrieren – je nach Störungsbild, Problemstellung, Persönlichkeit des Klienten/Patienten und seinen psychosozialen Rahmenbedingungen. In ihrem sehr empfehlenswerten Fachbuch “Techniken der Psychotherapie” haben die erfahrenen Fachärzte Bettina Wilms, Michael Broda und Wolfgang Senf viele Therapietechniken systematisch zusammengetragen und werden von ihnen und Experten auf den jeweiligen Gebieten detailliert vorgestellt.

Dabei sind die Techniken kapitelweise aufgeteilt in ressourcenorientierte Therapietechniken wie beispielsweise die Vermittlung der Selbstsicherheit, Stressbewältigungstraining, Stärkung des Selbstwerts, Vermittlung von Achtsamkeit, Stärkung der Genussfähigkeit, Fantasiereisen, Rollenspiele, lösungsorientierten Techniken, Genogrammarbeit, Stabilisierungstechniken und die Arbeit mit Glaubenssätzen.

Danach folgen die problemorientierten Therapietechniken wie Problemlösungstechniken, Verhaltensanalyse, Techniken des zirkulären Fragens, Symptomverschreibung, Traumdeutung, sokratische Gesprächsführung, kognitive Umstrukturierung sowie Psychoedukation.

In den darauf folgenden emotionsorientierten Therapietechniken werden z. B. die dialektisch-behaviorale Therapie, Systemaufstellungen, Expositionstraining sowie EMDR vorgestellt. Im nächsten Kapitel geht es dann um spezielle Therapietechniken wie Arbeit mit Familien und größeren Systemen, Sexualtherapie, Entspannungstechniken und vieles mehr. Im letzten Kapitel werden die Rahmenbedingungen wie z. B. praktische Hinweise für den psychotherapeutischen Alltag, Anträge, Begutachtung etc. vorgestellt.

Die jeweiligen Kapitel enden mit umfangreichen Literaturtipps und sind sehr anschaulich und übersichtlich mit vielen Tabellen, Merkekästchen und Fallbeispielen praxisnah vorgestellt und für jedermann verständlich geschrieben.

Fazit: DAS Fachbuch für erfahrene Therapeuten, aber auch für Studierende, angehende Heilpraktiker für Psychotherapie, sonstige in Beratung und Therapie tätigen Personen aber auch für Angehörige und Patienten ein wertvolles Nachschlagewerk – sehr detailliert, verständlich und strukturiert aufgebaut und geschrieben. Herausragend!

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Wieder so ein Must-have aus dem Junfermann-Verlag: Der Gefühls- und Bedürfnisnavigator

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Gefühle sind wertvoll, denn sie weisen auf Bedürfnisse der Seele und des Körpers hin. Nur allzu gerne ignorieren wir diese und wir geraten aus dem Gleichgewicht. Genau hier setzt das wunderbare und äußerst empfehlenswerte Buch “Der Gefühls- und Bedürfnisnavigator” von Gerlinde Ruth Fritsch an, das im wundervollen Junfermann Verlag erschienen ist.

Das schmale, nur 96 Seiten umfassende Büchlein hat es in sich: So zeigt es uns, wie wir unsere Gefühle und Bedürfnisse deutlicher wahrnehmen können und besser auch uns achtgeben, achtsamer mit uns sein können. Das Buch entstand aus einem Vortrag in einer Burnout-Selbsthilfegruppe anlässlich des ersten Buches “Praktische Selbstempathie” (das ich hier auch noch besprechen möchte).

Das schreibt die Gerlinde Ruth Fritsch dazu im Vorwort:

“Der Raum war gefüllt mit Menschen, die krankgeschrieben oder als berufsunfähig eingestuft worden waren. Einst hatten sie tatkräftig und erfolgreich in ihrem Arbeitsleben gestanden. Nun erlebte ich Menschen, die mit ihrem Alltagsleben und mit Ämtern kämpften. Manche hatten sich innerlich von der Hoffnung verabschiedet, jemals wieder in Lohn und Brot zu kommen. Alle gemein war, dass sie nicht so genau wussten, was ihnen mit ihrer Krankheit widerfahren war und wie sie hätte verhindert werden können. Ich spürte die Not der Leute, und statt aus meinem Buch vorzulesen, begann ich, meinem Publikum das Gehirn zu erklären und wozu es überhaupt Gefühle und Bedürfnisse gibt und warum wir seelisch erkranken.”

“Der Gefühls- und Bedürnisnavigator” richtet sich an Menschen, die seelisch oder psychosomatisch erkrankt sind. Es ist eine Orientierungshilfe für Patienten, Angehörige, aber auch Menschen, die viel mit Menschen zu tun haben wie beispielsweise Therapeuten, Coaches etc.

Frau Fritsch erklärt in ihrem Buch zunächst das menschliche Gehirn und die Bedeutung von Gefühlen. Danach geht es sogleich in die Ursachenforschung, welche Gefühle dem Problem, dass einen augenblicklich beschäftigt, zugrunde liegen könnte – hierfür hat die Autorin einen Kursplan erstellt.

Im Folgenden beschreibt eine Darstellung wie Gedanken Gefühle beeinflussen und welche Rolle der Körper für Gefühle spielt. Eine Verstehenshilfe – das sogenannte Wertequadrat – wird vorgestellt, das zeigt, wie ein ausbalanciertes Leben aussehen kann.

Einzelne Krankheitsbilder werden vorgestellt und welche Bedürfnisse wichtig für die Heilung sind. Daran schließt sich ein Kapitel über die Herausfoderung des sich änderns an. Im nächsten Teil des Buches wird dem geneigten Leser gezeigt, was er konkret für seine Bedürfnisse tun kann, hier werden auch Strategien vorgestellt. Eine tolle Literaturliste sowie eine umfangreiche Wörterliste mit umgangssprachlichen Übersetzungen für Bedürfnisse z. B. Wahrgenommen werden – gesehen werden, gehört werden, beachtet werden – runden das kleine schmale Powerpaket ab!

Fazit: Ein absolutes Must-have für alle, die mit Menschen arbeiten. Ein tolles Buch für Betroffene und ihre Angehörige. Viele inspierende Fragen und Powersätze auf nur 96 Seiten! Für mich eines der besten Bücher zum Thema Gefühle und Bedürfnisse, schmal, kompakt und dennoch sehr umfangreich! Umfangstechnisch auch für Wenigleser motivierend ;-)! Klare Kaufempfehlung für alle, die Menschen wertschätzen! Auch zur Selbsterkundung sehr spannend!

 

 

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Trauma und die Folgen

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Michaela Hubers Fachbuch “Trauma und die Folgen – Trauma und Traumabehandlung – Teil 1”  befasst sich gut und verständlich mit dem umfangreichen Thema Trauma. So ist das sehr empfehlenswerte Buch einer Traumakoryphäe nicht nur für Fachleute ein Muss, sondern auch sehr gut für Betroffene und Angehörige geeignet. Zahlreiche Abbildungen zeigen u.a. auf, was sich während einer Traumaphase im Gehirn abspielt.

Micheala Huber ist eine erfahrene Traumatherapeutin und bildet auch aus. Sie schreibt so leicht verständlich, schlüssig, praxisnah, gut strukturiert und flüssig über dieses komplexe Thema, dass man das Buch nicht aus der Hand legen möchte. Viele Beispiele, Fallbeispiele und Zitate bringen einem das Thema Trauma näher. Die wissenschaftlichen Theorien sind sehr gut aufbereitet und flüssig und passend in den Text eingeflossen.   Ein umfangreiches Literaturverzeichnis rundet das lesenswerte Fachbuch ab.

Fazit: Für mich das beste Traumafachbuch auf dem Buchmarkt! Das komplexe Thema Traumaforschung und -therapie ist gut strukturiert aufbereitet, flüssig und verständlich geschrieben, praxisnah und sicher bereichernd sowohl für den Praktiker, als auch für Betroffene und deren Angehörige! 100 Prozent Kaufempfehlung!

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Lösungsorientierte Beratung mit getrennten Eltern: Ein Praxishandbuch

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Das Praxishandbuch “Lösungsorientierte Beratung mit getrennten Eltern” des Autorenteams Sabine Holdt und Marcus Schönherrr liest sich sehr flüssig. Das liegt nicht zuletzt an den sehr kurzen und äußerst verständlichen Texten. Mir hat besonders die sehr gehaltvolle und in die Praxis integrierbare Kombination des fundierten Praxis-Know-hows und dem fachlichen Wissen der Autoren sehr gut gefallen, so liest sich das Praxisbuch flüssig und sehr informativ zugleich. Ein wichtiges Thema, interessant und verständlich umgesetzt – auf dieses Buch habe ich schon lange gewartet.
Das kurzweilige, fachlich sehr gut formulierte Buch zeigt viele Beispiele sowie konkrete Beratungsprozesse von Eltern auf. Man merkt den Autoren die langjährige Erfahrung an, sie beraten liebevoll und mit Herz in diesem doch sehr schwierigen Bereich der Trennung!

Fazit: Ein wahrlich tolles Praxishandbuch zu einem sehr wichtigen Thema, denn oftmals stehen die Kinder zwischen den getrennten Eltern. Das Buch ist aufgrund der klaren und verständlichen Sprache gleichermaßen für professionelle Berater, Coaches, Therapeuten sowie auch für den interessierten Laien geeignet. Sehr empfehlenswert!

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