Was wäre wenn? fragt das Buch “Die Unvollendete” von Kate Atkinson. Erzählt wird die Geschichte von Ursula über mehrere Leben und in mehreren Situationen. Es dauert einige Zeit, bis man in diese sehr tiefgehende Geschichte eintaucht, da mehrere Perspektiven- und Zeitenwechsel stattfinden, doch alles fügt sich zusammen, je tiefer man als Leser in diese faszinierende, nachdenklich stimmende Geschichte eintaucht. Wie würden wir uns im nachhinein bei so manchen Lebenssituationen verhalten, anders oder genauso? Diese zentrale Frage verfolgt die Protagonistin … Was würden wir anders machen? Ich muss zugeben, ein sehr spannendes und nicht einfaches Gedankenexperiment, auch ich fing im Laufe des Buches an über so einige nicht besonders gelungene Situationen in meinem Leben nachzudenken. Mit allen Konsequenzen.
Ursula ist ein sehr nachdenklicher Mensch und hat dann und wann merkwürdige und magische Deja-vus, lebt in einer skurrilen Familie als Tochter wohlhabender Eltern in England. Scheinbar harmlose Entscheidungen können unglaubliche Ausmaße annehmen – was besonders in Kriegszeiten sehr nahe geht. Nach jedem Leben geht es im Buch wieder von Null los – mit Ursulas Geburt. Es ist keine endlose episodische Zeitschleifengeschichte, sondern die immer wieder neugeborene Ursula, die dem Leser Leben für Leben nahegebracht wird. Ursula wird geboren, wächst auf, lebt, stirbt und wird erneut geboren, wieder und wieder. So kann sie dann und wann ihr eigenes Schicksal und auch das ihrer Familie entscheidend ändern und auch ihre Lebensumstände verbessern, stets auf der Suche nach dem perfekten Leben.
Fazit oder Warnung vor dem Buche: Die philosophische Geschichte um Ursula und ihre zahlreichen Leben ist sicher nicht für jeden Leser das geeignete Buch, es dauert etwas, um in die Geschichte hineinzufinden, den roten Faden zu finden. Die Zeitsprünge empfand ich manchmal als sehr anstrengend. Es ist also kein Buch zum schnell mal durchlesen oder für die Urlaubszeit, es ist nicht leicht zu lesen und löst einiges in einem selbst aus. Doch ist man erstmal drin, dann denkt man – wie oben bereits geschrieben – auch über die eine oder andere Situation aus seinem Leben nach, hinterfragt, ordnet neu und fragt sich, was wäre der bessere Weg gewesen oder was hat mir das alles zur persönlichen Weiterentwicklung gebracht. Das Buch löst sicher irgendetwas aus. Wer also nicht gerne über sein Leben nachdenkt, sollte besser die Finger von diesem Buch lassen! Leser, die Probleme mit dem Thema Wiedergeburt (Der Tod ist nicht das Ende) haben, sollten das Buch auch nicht lesen. Mir hat das Buch gefallen, auch wenn es sicherlich nicht zu meinen Lesefavoriten 2015 zählen wird und ich es auch kein zweites Mal lesen werde!