36 magische Neuerscheinungen im November 2017

Draußen stürmt es und das Wetter wird immer ungemütlicher – doch das ist egal, denn so macht lesen noch mehr Spaß ;-)! Auch in diesem Monat frage ich mich, ob ich all die neuen, sehr vielversprechenden November-Highlights (u.a. zwei Bücher von J. K. Rowling ;-))überhaupt schaffe und welche davon ich mir zu Weihnachten wünschen soll (es kommen im Dezember aber auch  noch einige tolle Bücher …)? Mal sehen … Wie immer werde ich mir zuerst meine  Must-Reads herauspicken, einige habe ich bereits vorbestellt … Dazu eine herrlich duftende winterliche Tasse Tee oder ein famoser Kaffee und mit meiner – natürlich rot-weiß-karierten Kuscheldecke 😉 – ab in meinen gemütlichen Ohrensessel.

Nun wünsche ich Euch viel Freude beim Stöbern in meinen November-Favoriten. Schreibt mir bitte unbedingt, welche Bücher davon direkt auf Eure Wunschliste gewandert sind oder welche ihr schon vorbestellt habt.

Und falls ihr weitere Buchtipps habt, die hier noch fehlen, immer her damit ;-)!

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Die Unvollkommenheit der Liebe

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In Elizabeth Strouts neuem Buch “Die Unvollkommenheit der Liebe” geht es um eine Frau, die trotz aller Steine auf ihrem Lebensweg, ihren Weg geht, es ist eine Geschichte von Müttern und ihren Töchtern und somit eine Geschichte über die Liebe, die wohl nie vollkommen sein kann. Oder doch?

Die Schriftstellerin Lucy Barton lebt in New York und muss nach einem Routineeingriff wegen einer lebensbedrohlichen Infektion unbekannten Ursprungs längere Zeit im Krankenhaus verbringen. Fern von ihren beiden Töchtern und ihrem geliebtem Mann. Sie hat viel Zeit, um über sich und das Leben nachzudenken.

Eines Tages sitzt ihre Mutter, mit der sie seit langem keinen Kontakt hat, neben ihrem Bett, wo sie fünf Tage und Nächte verweilen wird. Seit Lucy ihren Geburtsort in Illinois verlassen hat, hat sie ihre Mutter nicht mehr getroffen. Einerseits freut sie sich auf den Besuch, doch ist ihre Anwesenheit auch ein Wiederbeleben von Lucys Vergangenheit. Die Armut, in der sie aufwuchs, die lieblose Beziehung zu ihren Eltern, all dies drängt sich wieder nach oben. Sie erinnert sich auch an ihren langgehegten Traum, einmal Schriftstellerin zu werden, was sie auch schafft.

“Mom, wenn du einen Roman schreibst, kannst du ihn umschreiben, aber wenn du zwanzig Jahre mit einem Menschen verbringst, dann ist das der Roman, und den schreibst du mit niemandem neu.” (Seite 200)

Alles was Lucy Barton im Krankenhaus erlebt hat, schreibt sie Jahre später auf, dabei gelangt sie zu der Erkenntnis, dass alle Liebe, so groß sie auch sei und so tief sie auch sei, immer unvollkommen bleibt.

Der erste Satz:

“Vor Jahren, und zwar vor sehr vielen Jahren inzwischen, lag ich einmal fast neun Wochen im Krankenhaus.”

Fazit: Ein leises, doch sehr intensives Buch über die manchmal unerklärlichen Lebenswege von Menschen. Sehr weise, warmherzig und sehr nachdenklich stimmend. Definitiv ein Must-have für Elizabeth-Strout-Fans, nichts für Leser, die mal schnell unterhalten werden wollen und sich nach der Lektüre gut fühlen möchten … Achtung: Das Buch stimmt sehr nachdenklich!!!

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Der Stift und das Papier

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Hanns-Josef Ortheil hat mit seinem Buch “Der Stift und das Papier” eine bewegende Reise in seine Kindheit unternommen.

Er bekam seit seinem achten Lebensjahr Schreib- und Sprachunterricht von seinen Eltern, da er – wie seine Mutter nach dem Krieg auch – nicht gesprochen hat.

Beide hatten Angst, dass er nach all den Jahren des Stummseins das Sprechen nicht mehr lernen würde. Dabei folgten sie in ihrem Unterricht keinen Vorlagen oder Lehrbüchern, sondern ließen sich spontan inspirieren von allem, was es in ihrer Umgebung gab wie z. B. Buchlektüren oder Straßen und Plätze. Der junge Hanns-Josef machte – je älter er wurde – immer begeisternder seinen Schreib- und Sprachübungen. Wen wundert es da noch, dass er mit seinem Freilernen (ein Konzept, dass auch heute in Deutschland auch wieder langsam Schule macht) heute ein begnadeter Schriftsteller und Wortjongleur ist. So verwunderte es die Eltern sicher nicht, dass er nach einer Weile selbst kleine Erzählungen erfand, Gedichte schrieb und begann an einem Roman zu arbeiten. Seine ersten Kindertexte erschienen dann auch bald in Zeitungen und Zeitschriften. Hanns-Josef Ortheil blickt teils wehmütig auf seine herrlichen Kindheitserinnerungen in der Jagdhütte seines Vaters im Westerwald zurück. Er taucht in die Textarchive seiner Kindheit ein, die sein Vater wohlweislich aufgehoben hat. Zum Glück!

Fazit: Ein wundervolles Buch eines wundervollen Autors, der spät sprechen und schreiben gelernt, dafür aber umso intensiver! Es kann auch für angehende Autoren ein intensiver Kurs im kreativen Schreiben sein! Hanns-Josef Ortheil fasziniert sich mich mit seinem Schreibstil seit Jahren – wie gerne schwelge ich noch heute in seinen Büchern “Die Moselreise” und “Die Berlinreise” … Ein Meister und Zauberer der lebendigen Sätze – absolut empfehlenswert!  Ein Buch das inspiriert und einlädt, sich seinen eigenen Erinnerungen zu stellen und diese zu notieren!

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Juli Zeh: Unterleuten

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Juli Zeh hat mit ihrem neuen Buch “Unterleuten” ein grandioses Stück Gesellschaftsgeschichte der Gegenwart geschrieben.

Unterleuten ist ein kleines Dorf in Brandenburg, nur knapp eine Stunde von Berlin entfernt. Dort können Städter die Ruhe und die Natur genießen. Und genau das tut Prof. Dr. Gerhard Fließ, der seiner Unilaufbahn den Rücken kehrt, um in der Vogelschutzwarte dort zu arbeiten, um die vom Aussterben bedrohten Kampfläufer (die auch auf dem Cover abgebildet sind) zu schützen. Mit dabei sind seine Frau Jule und das Baby. Auch lesen wir von Linda und ihrem Freund Frederik, die gemeinsam Pferde züchten möchten. Also fünf (mit Baby ;-)) zugezogene Städter in der tiefsten Provinz. Wie immer tragen diese natürlich ihre weltmännisch und großstädtisches Gehabe zur Schau, was den Unterleutern erst einmal nicht gefällt. Herrlich idyllisch ;-).

Auf einer Bürgerversammlung wird bekannt, dass eine Investmentfirma am Ort und drumherum Windkraftanlagen bauen wollen. Unklar ist, auf wessen Grundbesitz das ganze stattfinden soll. Nun ist es vorbei mit der Idylle im 250-Seelen-Dorf Unterleuten. Die Bewohner rüsten sich zum Kampf und so kommen längst vergangene und verdrängte Emotionen, Streitigkeiten, alte Verletzungen etc. hervor … Auch die zugezogenen Städter verstricken sich immer mehr in ein intrigantes Spiel, um das Bauprojekt für sich zu nutzen … Das scheint das Ende der Dorfgemeinschaft in Unterleuten …

Ich mag die Schreibe von Juli Zeh sehr gerne, habe alle ihre Bücher gelesen und auch mit “Unterleuten” ist ihr grandiose Literatur gelungen. Klar schreibt sie über eine Dorfgemeinschaft, eine Gesellschaft, die aus Gewinnern und Verlieren, Alten und Jungen, Ost- und Westdeutschen, Städtern und Ländlern … Sie zeigt, was Gier mit den Menschen macht und Gründe, warum ein Mensch seine selbstgesteckten moralischen Grenzen überschreitet.

Fazit: Ein bilanzziehender Gesellschaftsroman, der brandaktuell ist. Formvollendet geschrieben, kein Satz ist zuviel oder zu lang, perfekt seziert sie unsere Gesellschaft mit all ihren unterschiedlichen und gegensätzlichen Facetten. Ein großer Roman über die Schwächen der Menschen – unter Leuten eben ;-)! Absolut und uneingeschränkt lesenswert!

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