Ich muss zugeben, ich hatte bei diesem Buch völlig andere Erwartungen und bin immer noch etwas unschlüssig, wie ich das Buch “Wintersong” von S. Jae-Jones denn nun finden möchte. Es ist sehr poetisch und märchenhaft geschrieben, dennoch hat mir einiges gefehlt, was für mich zu einem “love to read” einfach dazu gehört und das in erster Linie eine Handlung, die mich bei Laune hält und auch lebendige Figuren, die mir ans Herz wachsen während des Lesens. Versteht mich nicht falsch, das Buch ist sehr schön geschrieben und hat auch etwas düster Faszinierendes … Dennoch fehlt mir etwas magisches, ein Funke oder wie man es auch immer nennen möchte … Vielleicht hätte ich es auch nicht nach dem Knaller “Izara” lesen dürfen 😉 … Das steigert natürlich die Lese-Erwartungen enorm … Faszinierend finde ich, wie die amerikanische Autorin auf den Handlungsort in Bayern gekommen ist und auch wie die amerikanischen Leser wohl die deutschen Namen Liesl, Josef etc. fanden ;-).
That´s the story: Die achtzehnjährige Liesl hat sehr früh gelernt, die Nacht zu fürchten, in der das alte Jahr stirbt und sich die Grenze zwischen dem Kobold- und Menschenreich öffnet, wandelt der Erlkönig umher, um ein Mädchen zu stehlen …Die Sage um den schrecklich faszinierenden Erlkönig, der in dieser Nacht loszieht, um sich eine Braut zu stehlen, ist den Menschen allgegenwärtig … Diese Braut muss dem finsteren Erlkönig in sein Reich unter die Erde folgen, ihn heiraten und für ihn sterben, denn nur durch ihren Tod wird die Wiedergeburt des neuen Jahres gewährleistet … Und als in Liesls Leben ein unheimlicher Fremder auftaucht und ihre Schwester entführt, bewahrheiten sich ihre schlimmsten Befürchtungen … Mutig macht sich Liesl auf den Weg in das dunkle Reich des Erlkönigs, denn nur sie kann ihre Schwester noch retten …
Gut, Liesl ist eine sehr unperfekte und gar nicht schillernde, sehr einsame Hauptperson … Das muss sie auch nicht, um zu wirken … Sie ist selbstlos und fast fad … Ich hätte mir hier etwas mehr figürliche Dreidimensionalität gewünscht, vielleicht kommt das ja noch im zweiten Teil der Dilogie … Liesl liebt ihre Schwester über alles und es scheint, sogar mehr als sich selbst … Und doch dauert es einige Zeit, bis sie letztlich aufbricht, um ihre Schwester zu suchen, was ich nicht ganz verstanden habe … Ungeduldige Leser werden die Geschichte als sehr langsam und langatmig empfinden, ich fand das gar nicht so schlimm, passt das Buch doch perfekt in den Januar, der ja auch erst mal gemächlich startet und wir Menschen erst mal langsam in die Gänge kommen … Also wie gesagt, Liesl war mir etwas zu lahm, unschlüssig und ich hatte den Eindruck, dass sich die Autorin auch nicht so ganz klar war, wer Liesl eigentlich sein sollte …
Erster Satz:
“Hüte dich vor den Kobolden,” sagte Constanze. “Und vor den Waren, die sie feilbieten.” (Seite 17)
Ich habe beim Lesen immer darauf gehofft, dass jetzt aber mal etwas geschieht, um alle Figuren etwas aus ihrer Lethargie zu reißen, aber dies geschah leider nicht … Wie gesagt, das Buch ist herrlich zu lesen, sehr poetisch, entspannt und langsam …
Im Buch wird der Erlkönig immer Koboldkönig genannt. Ich meine jedoch, dass die Ballade “Der Erlkönig”, mit der wir uns in der Schule geplagt haben, interpretationstechnisch ein (pädophiler) Elfenkönig war. Nun egal, das ist künstlerische Freiheit und sicher den amerikanischen Lesern auch egal … 😉 … Wie gesagt, das sind Kleinigkeiten …
Gut gefallen hat mir die Musik, die einen großen Teil des Buches einnimmt. Das Buch beginnt deshalb auch mit einer Ouvertüre, die schon mal große Lust auf das Buch in mir geschürt hat. Und dann kommt der erste Satz (siehe oben), der mich jetzt nicht so vom Hocker gerissen hat … Im Anhang findet sich deshalb auch ein Glossar musikalischer Begriffe, das mir sehr gut gefallen hat.